Zusammenfassung

Indien ist ein Riesenmarkt – sowohl personell als auch materiell. Investieren in Indien, Beteiligungen an asiatischen Firmen oder umgekehrt, gewinnt zunehmend auch für mittelgroße Unternehmen an Bedeutung.

Große Chancen winken, große Risiken drohen überall in Asien, so auch in Indien. Die am meisten unterschätzten Herausforderungen sind der Zeitfaktor und die interkulturellen Besonderheiten indischer Kunden, Lieferanten und Mitarbeiter.

Dieser Beitrag will dazu beitragen, den indischen Markt und seine Teilnehmer besser verstehen zu können.

1 Indien: Immer noch ein Boomland

Indien erlebte während der letzten Jahre trotz mancher Rückschläge immer noch einen wahren Boom: Die Verbraucherausgaben stiegen und steigen enorm, bedingt durch ein stetig steigendes Pro-Kopf-Einkommen. Schnell wachsende verfügbare Einkommen, erhöhte Verfügbarkeit und die Nutzung von Kundenkrediten und Kreditkarten unterstützen die Neigung des durchschnittlichen Inders, globalen (= i. d. R. westlich orientierten) Trends zu folgen. Dies führte zu einer rasant wachsenden Konsumentenanzahl und macht Indien zu einem der größten Märkte für Industriegüter und Dienstleistungen.


2 M&A-Markt in Indien

Der M&A-Markt in Indien kann aktuell als "vorsichtig optimistisch" bezeichnet werden. Zwar hat die Zahl der Transaktionen als solche in geringem Maß abgenommen, dafür aber hat der Wert der einzelnen Transaktionen zugenommen und erreichte im Jahr 2017 ein Sechs-Jahres-Hoch.


Die Regierung unter Modi ist bemüht, das Wirtschaftsleben zu vereinfachen und hat einige Erleichterungen, die sich auch positiv auf den M&A-Markt auswirken, durchgesetzt, so bspw. Steuererleichterungen, Patentschutz und die Möglichkeiten, vieles, wozu man vorher auf Ämter gehen musste, nunmehr online zu erledigen. Auch wurden bisherige Beschränkungen im Bereich Foreign Direct Investment (FDI) wie bspw. bei Verteidigung, Pharmazie und ziviler Luftfahrt erleichtert – was allerdings nicht mit "leicht" verwechselt werden sollte.


In den folgenden Sektoren gibt es signifikante M&A-Aktivitäten: Fertigung, Finanzdienstleistungen, IT und IT-gestützte Dienstleistungen, Öl und Gas, Pharmazie, Biowissenschaften und Gesundheitsvorsorge.


2.1 Optionen für ausländische Investoren in Indien

Im Gegensatz zu Europa ist Indien zwar ein Staat ist, der auch durchaus Gesetze für das gesamte Indien erlassen hat. Dr Staat Indien ist aber auch eine Föderation aus vielen Bundesländern, die allesamt wieder ihre eigenen Regeln haben.


Es wird nur noch in Ausnahmefällen zwischen indischen und ausländischen Investoren unterschieden. In vielen Branchen können sich ausländische Firmen zu 100 % beteiligen, benötigen also keinen indischen Partner (mehr). In bestimmten Sektoren allerdings sind ausländische Kapitalanlagen nicht oder nur bis zu einer Höchstgrenze möglich, bspw. in Medien und Lotterien oder dem reinen Finanzinvestment.


Ein Unternehmen aus dem Ausland, das plant in Indien tätig zu werden, hat die folgenden Optionen:


  • Sich als ein Unternehmen eintragen lassen (Companies Act, 1956) durch:

  1. Joint Venture oder
  2. Gründung einer hundertprozentigen Tochtergesellschaft
  3. Gründung eines eigenen Unternehmens

Das Firmenkapital aus dem Ausland kann bei solchen indischen Firmen bis zu 100 % betragen, abhängig von den Anforderungen des Investors und den "Caps" in dem jeweiligen Sektor/Bereich unter den FDI-Richtlinien.


  • Der Einstieg als ausländisches Unternehmen ist möglich durch:

  1. Liaison Office
  2. Projektniederlassung
  3. Zweigniederlassung

Diese Niederlassungen können Geschäfte abwickeln, wie es von den Foreign Exchange Management Regulations vorgesehen ist.


Das Investitionsklima wurde auch durch die Änderung der Insolvenzregeln verbessert.


Bereits 2015 hat die indische Regierung für deutsche Firmen ein Schnellverfahren umgesetzt, um Geschäfte schneller und unbürokratisch abwickeln zu können. Unternehmensgründungen sollen durch eine elektronische Variante des Genehmigungsverfahrens "INC-29" auch sicherer werden. "eBIZ" wird künftig ein elektronisches Verfahren sein, das ursprünglich 14 Einzelgenehmigungen staatlicher Stellen in ein einziges Formular zusammenfasst. Ob diese Maßnahmen aber auch tatsächlich erfolgreich sind, wurde bislang offiziell noch nicht durch Daten bestätigt.


Wirtschaftliche Fördermaßnahmen in Indien sind u. a. erweiterte Abschreibungsmöglichkeiten, Steuerbefreiungen sowie Vergünstigungen bei direkten und indirekten Steuern.


2.2 Sonderwirtschaftszonen in Indien

Sonderwirtschaftszonen (SEZ) gibt es nicht nur für öffentlich-rechtliche Investoren, sondern gerade auch für mittelständische Unternehmen, und zwar auch solche aus dem Ausland. Da Indien Bundesstaaten hat, hängen die jeweiligen genauen Bedingungen in den Sonderwirtschaftszonen vom Standort ab. Die Zentralregierung gab lediglich allgemeine Richtlinien vor, wie bspw. Steuerfreiheit und die Möglichkeit, den extrem rigiden Kündigungsschutz für indische Mitarbeiter zu lockern.